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Feuilleton vom 18.12.2022


Jahresrückblick 2022 Teil 1 – Filme

Ein Revue-passieren lassen zum Jahresende hat eine lange Tradition, egal ob im TV mit Günther Jauch, in Magazinen, auf Youtube oder in Podcasts und darin werden die schönsten Momente, die besten Tore oder der Sportler des Jahres gekürt. Mit Filmen, Büchern, Serien und Videospielen kann man das besonders gut machen und somit tummeln sich im Dezember hunderte von Top-5 oder Top-10 Listen auf sämtliche Kanälen. Da die Gilde ihre Depesche erst seit dem Herbst dieses Jahres herausbringt, wurde vieles aus 2022 noch gar nicht besprochen. Legen wir also los und zählen ein paar Highlights des Jahres auf, was allerdings nicht als endgültige Top-Liste angesehen werden soll, sondern eher die besonderen und herausstechenden Filme nochmals ins Rampenlicht heben sollte. Natürlich kann da nicht jeder in diesem Jahr erschienene Film dabei sein, sonst würde das den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber ein paar Werke bekommen nochmals ein wenig Aufmerksamkeit in den „Honorable mentions“.

Nightmare Alley

Guillermo del Toro ist schon ein Phänomen. Wenige Genre-Filmemacher, die sich der morbid-düsteren Unterhaltung zuhause fühlen, gerne dem Übernatürlichen nachgehen, von Gewalt nicht abgeneigt sind und einen ganz eigenen Stil haben, sind bei Kritikern und Preisverleihungen trotzdem so sehr beliebt. Und mit diesem Werk hat er wieder perfekt abgeliefert, was für alle Beteiligten gilt: Kamera, Ausstattung, Skript und was die Darsteller anbelangt: absolute Königsklasse und mehr als nur was fürs Auge. Und wenn wir schon bei del Toro sind: habt Ihr schon Guillermo Del Toro´s Cabinet of Curiosities und Pinocchio gesehen?

Top Gun – Maverick

Mit diesem extremem Erfolg hat selbst bei Paramount wohl keiner gerechnet. Der mit Abstand erfolgreichste Film des Jahres war auch einer der aufwendigsten – und das sieht man. Und er steht dem Original in nichts nach, sondern toppt dies mit Leichtigkeit.

Was The Raid für Nahkampfaction ist, was John Wick für Schießereien und Mad Max: Fury Road für Verfolgungsjagden ist, so ist der diesjährige Top Gun der Maßstab und der neue König, wenn es um Flugaction und spektakuläre Aufnahmen am Himmel geht. Man kann von Tom Cruise halten was man will, aber er brennt fürs große Kino und bietet den Zuschauern stets etwas aufwendiges und besondere, was auch das kommende Jahr mit dem neuen Mission: Impossible-Film nicht anders sein wird.

Nope

Die Kritiken waren gemischt. Die Eindrücke der Zuschauer ebenfalls gespalten und so tummeln sich in Foren tausende von Einträge, dass der Film unfassbar langweilig, oder „der größte Dreck des Jahres“ sei. Ja, dieser Film ist nicht für jeden und es kommt viel auf die Erwartungshaltung an. Dabei kann man den Film auf verschiedene Arten genießen: Entweder man gibt sich der Spannung und dem Mysterium samt Abenteuer hin. Oder man genießt die hervorragenden Bilder (immerhin ein zentrales Thema des Films). Man kann ihn als Liebesbeweis ans Kino an sich sehen. Oder Ihr liest zwischen den Zeilen die vielen kleinen Botschaften heraus, da etliche Szenen und Figuren für etwas anderes stehen. Hinzu kann man sich an den vielen kleinen Easter eggs und Hommages an andere Filme erfreuen, die ganz subtil eingestreut wurden. Jordan Peele hat sein Können als großer Filmemacher nun zum dritten Mal unter Beweis gestellt.

Die Bürgermeisterin

Ein TV-Film von den öffentlich Rechtlichen hier in der Liste? Ja, denn der Film beleuchtet die heutige Zeit samt des kollektiven Hasses der Bevölkerung auf … naja, auch vieles oder eben bestimmte Personen, die schnell als Feindbild deklariert werden und die Meute stimmt dann schnell mit ein, ohne nach Kontext oder den Ursachen zu fragen. Das Bild der brennenden Fackeln und Mistgabeln kommt einem in den Sinn und selbst im heutigen Zeitalter (besonders heutzutage?) sind solche Mobs aktiver denn je. Und dann trifft es oft die Falschen oder deren Angehörige. Um einen besseren Eindruck des Films zu bekommen: es geht hier um die zweite Bürgermeisterin einer Kleinstadt, die den Bürgern kommunizieren muss, dass im Ort ein Flüchtlingsheim gebaut wird. Sie selbst hat dies nicht zu entscheiden und muss das beste aus dieser Neuigkeit machen. Schnell baut sich Gegenwind auf, der zu einem unberechenbaren Sturm wird, unter dem ihr privates Leben, als auch das ihres Mannes und deren Tochter zu leiden hat. Leider wird sich zu wenig zeit für die Gegenseite genommen, die zu oft die plumpen Schwarz-weiß-Klischees erfüllen. Das war bei dem 90-minütgen Korsett einfach nicht mehr drin. Doch alles weitere bildet die heutige Zeit fantastisch ab und vor allem die Unterhaltungen zwischen der Bürgermeisterin und ihrem Mann bringen die Sache mit ihren gut geschriebenen Argumenten immer gut auf den Punkt. Kleine Politik in der heutigen Zeit ganz groß.

Everything Everywhere all at Once

Dr. Strange hat Multiverse im Titel. Doch der Marvel-Film ist ein Witz verglichen mit dem, was hier bezüglich des Themas Parallelwelten aufgefahren wird. Die Kreativität und die vielen Ideen des neuen Filmes der Daniel-Brüder (Swiss Army Man), hätte locker für drei Filme gereicht und bietet Szenen und Einfälle, die man so noch nirgendwo gesehen hat. Michelle Yeoh zeigt ihr, dass sie nicht nur eine talentierte Kampfsportlerin (Tiger & Dragon) ist, sondern auch souveräne Darstellerin, die in diesem Film ihr gesamtes Können unter Beweis stellen durfte. Das ganze ist absurd, bunt, philosophisch, pubertär, anspruchsvoll, kindisch, abenteuerlich, trashig, hochklassig, anspruchsvoll, dumm und gefühlvoll in einem.

Dayshift

Und noch ein kleiner B-Movie für alle, die gerne mal wieder etwas Blade-Material hätten, da Marvel´s Vampirjäger im Kino noch etwas auf sich warten lassen wird. Storytechnisch ist das ganze nicht unbedingt die Spitzenklasse, aber die Geschichte rund einen Vampirjäger mit Geldsorgen, der im sonnigen Kalifornien auf Vampirjagd geht, macht aus drei Gründen sehr viel Spaß: Dave Franco beweist erstaunliches komödiantisches Talent. James Foxx Hemden sind farbenprächtig und einfach schön. Und die Actionszenen geben alles und knallen mit toller Choreographie richtig rein.

Im Westen nichts Neues

Zum dritten Mal wurde der Klassiker filmisch umgesetzt – und das mit einer optischen Wucht, dass es fast zu schade ist, dass die meisten Leute diesen Film nur daheim im Stream, anstatt auf der großen Leinwand erleben. Denn dort wirkt das Szenario auf dem Schlachtfeld nochmals intensiver, fast schon unerträglich, denn selten war man als Zuschauer nah an der brutalen und dreckigen Kriegstreiberei, in der junge und begeisterte Männer binnen kürzester Zeit desillusioniert werden und keiner der Soldaten ohne Verletzungen aus der Schlacht hervorgeht - egal ob äußerlich oder innerlich.

Honorable mentions – kurze Erwähnung für ebenfalls erfolgreiche und beliebte Filme

The Batman – Düster. Vielleicht schon zu düster?

Bullet Train – Stylisch, schnell und einfach verdammt unterhaltsam.

Doctor Strange 2 – bunter und unterhaltsamer Film nach der gewohnten Marvel-Formel. Leider nicht so gut wie vieles andere aus den ersten drei Phasen des MCU, trotzdem noch besser als die letzten Filme aus diesem Universum (The Eternals oder Thor 4).

Black Adam – DC versucht es im Kino immer wieder. Das Ausgangsmaterial ist bestens – die Filme sind es meistens nicht.

Black Panther 2 – schwieriges Erbe, da der Hauptdarsteller verstorben ist.

Triangle of Sadness – Die Satire hat erst den europäischen Filmpreis 2022 in vier Kategorien gewonnen.

Crimes of the future – David Cronenberg ist zurück!

Licorice Pizza – International erschien Paul Thomas Andersons Film war bereits letztes Jahr, aber hierzulande erst 2022.

Smile – der unerwartete Horror-Hit.

Phantastische Tierwesen 3 – nochmals magische Momente, diesmal aber mit Mads Mikkelsen statt mit Johnny Depp.

Minions 2 – hierzulande war die Fortsetzung der gelben Tic-Tac´s mit Beinen der erfolgreichste Film des Jahres.

Die Schule der magischen Tiere 2 – die Verfilmung der gleichnamigen Buchreihe ist wie der Vorgänger ein großer Erfolg, den man aktuell noch immer im Kino sehen kann.


Und das Jahr ist noch nicht ganz vorbei. Ein großer Blockbuster steht noch aus …


Bis zum nächsten Teil des Jahresrückblicks in der letzten Depesche des Jahres 2022, wenn es um Serien und Games geht.

Von Daniel Böckeler

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